Meilensteine der Medizin – Der Herzschrittmacher

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Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern. Um den Körper mit Blut zu versorgen, muss das Herz in einer gewissen Geschwindigkeit schlagen, doch manche Herzerkrankungen führen dazu, dass diese Geschwindigkeit nicht erreicht wird; das Herz also zu langsam schlägt. Wenn die Blutversorgung des Körpers nicht stimmt, kommt schließlich im Gehirn zu wenig Sauerstoff an, Schwindel und Ohnmacht sind mögliche Folgen.
Um das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen, ist es heutzutage möglich, einen Herzschrittmacher zu implantieren. Mit einem solchen Gerät können Betroffene ein normales Leben führen. Ein solcher Herzschrittmacher gibt in einer bestimmten Geschwindigkeit elektrische Impulse ab. Jeder dieser Impulse löst einen Herzschlag aus, so schlägt das Herz wieder im richtigen Rhythmus. Moderne Herzschrittmacher können darüber hinaus beispielsweise erkennen, ob sich der Träger anstrengt und die Herzfrequenz erhöht werden muss, und passen die Impulse entsprechend an. Auch die Aufzeichnung von Daten ist möglich, die bei der weiteren Behandlung entscheidend helfen. Diese Daten können bei Kontrollterminen ausgelesen oder bereits direkt vom Schrittmacher an den behandelnden Arzt gesendet werden.

Der allererste dieser tragbaren Schrittmacher wurde im Jahr 1958 in Schweden eingesetzt. Entwickelt wurde das Gerät von dem Arzt Åke Senning und dem Elektroingenieur Rune Elmquist. Damit wurde eine wesentliche Entwicklung für die Behandlung von Herzkrankheiten eingeleitet, auch wenn die Anfänge des Herzschrittmachers im Gegensatz zu heute recht kompliziert waren. Die Elektroden, die gebraucht wurden, um die elektrischen Impulse an das Herz abzugeben, wurden zum Beispiel auf den Herzmuskel genäht. In Deutschland erfolgte das erste Implantieren eines Herzschrittmachers im Jahre 1963, auch in diesem Fall war eine Operation am offenen Herzen erforderlich. Im Gegensatz dazu ist das Implantieren eines Schrittmachers in der heutigen Zeit mit wenig Aufwand verbunden. Das Einsetzen gehört inzwischen zu den Standard-Eingriffen. Die Operation kann oft ambulant durchgeführt werden, dauert nicht besonders lange und eine lokale Betäubung ist im Normalfall ausreichend.
Eine weitere entscheidende Entwicklung stellt die Haltbarkeit der Energieversorgung des Schrittmachers dar. Während die Herzschrittmacher anfangs von außen aufgeladen werden mussten, die ersten Geräte sogar täglich, halten sie heute zehn Jahre und länger.
Um längere Laufzeiten zu erreichen und entsprechend die Häufigkeit der notwendigen Aufladungen zu reduzieren, wurden Herzschrittmacher zwischenzeitlich sogar mit einer Energieversorgung aus radioaktivem Plutonium betrieben. In Deutschland wurden solche "Atomschrittmacher" Mitte bis Ende der 1970er Jahre implantiert und sogar vom Bundesamt für Strahlenschutz erfasst.
Seit den ersten Herzschrittmachern hat sich also eine ganze Menge getan und heute unterscheidet man verschiedene Typen mit unterschiedlichen Funktionsweisen, die genau auf die bestehende Herzerkrankung ausgerichtet sind. So gibt es beispielsweise Einkammer-, Zweikammer- oder Dreikammer-Schrittmacher. Diese unterscheiden sich danach, wo die Elektroden angebracht werden und wohin sie die Impulse senden. Während Einkammer-Schrittmacher bei einer Erkrankung des Sinusknotens geeignet sind, kommen Dreikammer-Schrittmacher beispielsweise bei einem stark geschwächten Herzmuskel zum Einsatz.

Herzschrittmacher ermöglichen den Benutzern ein weitestgehend normales Leben. Grundsätzlich ist es wichtig, den Herzschrittmacher-Ausweis immer bei sich zu tragen. In einigen Bereichen ist jedoch Vorsicht geboten.
Elektromagnetische Felder sind in der Lage, Schrittmacher zu stören. Bei der Benutzung von Mobiltelefonen ist ein Mindestabstand zum Oberkörper wichtig und bei elektrischen Haushaltsgeräten sollte man ebenfalls einen ausreichenden Sicherheitsabstand einhalten. Bei einigen größeren Geräten, zum Beispiel bei Induktionsherden, kann ein größerer Sicherheitsabstand ratsam sein. Deshalb ist es wichtig, die Bedienungsanleitung genau zu lesen, ob Warnhinweise vorhanden sind.
Ob eine Untersuchung mittels MRT ein Risiko darstellt oder nicht, ist vom Herzschrittmacher abhängig. Hier ist es also wichtig, mit dem behandelnden Arzt abzusprechen, ob die Untersuchung möglich ist oder nicht.
Bei Sicherheitskontrollen ist es sinnvoll, sich beim Personal zu melden und den Herzschrittmacher-Ausweis vorzuzeigen, damit die Untersuchung auf Metallgegenstände so durchgeführt werden kann, dass der Schrittmacher nicht gestört und auch kein Alarm ausgelöst wird.
Bereiche, die man mit Herzschrittmachern nicht betreten darf, sind in aller Regel mit speziellen Schildern gekennzeichnet. An diese Warnhinweise sollte man sich in jedem Fall halten.

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